Erlebnisbericht: Barfußpfad Bad Wünnenberg

Naturerlebnis Aatal © Tourismus NRW e. V.
Naturerlebnis Aatal © Tourismus NRW e. V.

Kühles Wasser, das sich den Weg um meine Zehen bahnt. Warmer, von der Sonne aufgewärmter Sand, in dem mein Fußbett versinken kann und - hach - einfach mal tief durchatmen. Wie sehr meine Füße dieses Gefühl vermissen. Stattdessen: dicke Wollsocken und warme, gefütterte Stiefel. Die erfüllen zwar ihren Sinn und Zweck: Sie halten warm, aber sie nehmen mir und meinen Füßen auch jegliche Luft zum Atmen.

 

Die Unzufriedenheit beider Parteien - meine Füße und meine Person - wird größer, je länger der Winter andauert. Und die Sehnsucht nach frischer Frühlingsluft, steigenden Temperaturen und der blühenden Natur wächst - und wird getrieben von jedem zusätzlichen Sonnenstrahl in diesen Frühlingstagen. Vor dem nächsten Urlaub stehen jedoch noch viele Zettel meines Abrisskalenders, der seinen Platz auf meinem Schreibtisch gefunden hat. Daher muss eine kurze Auszeit her. Nach Feierabend.

 

Kurze Auszeit nach Feierabend

 

Raus aus dem Büro. Das Maß ist voll. Sehnsüchtig betrachte ich den frühlingshaften Himmel von meinem Bürostuhl. Viel Licht kommt in dieses Büro nicht, zumindest kein natürliches. Je schöner sich die Farben der Natur vor meinem Fenster gestalten, desto schwerer fällt es mir, hier drinnen konzentriert ans Werk zu gehen. Körper und Geist signalisieren mir deutlich: Es reicht! Für heute auf alle Fälle.

 

Dokument speichern. Computer runterfahren. Tasche in die Hand und raus geht es. Ich habe heute ausnahmsweise pünktlich Feierabend gemacht. Nur kurz steigt in mir das schlechte Gewissen darüber auf. Denn Arbeit genug habe ich auf meinem Schreibtisch. Dieses Gefühl hält jedoch nicht lange an. Als ich die Tür nach draußen öffne, wächst die Vorfreude. Ein Kribbeln durchzieht meinen Körper und vor allem meine Füße. Sie scheinen zu wissen, was auf sie wartet. Die Freiheit!

Barfußpfad © Bad Wünnenberg Touristik GmbH
Barfußpfad © Bad Wünnenberg Touristik GmbH

 

Freiheit für die Füße

 

Diese gönne ich meinen beiden Füßen auf dem Barfußpfad in Bad Wünnenberg. Er wurde vor knapp 20 Jahren angelegt, ist ein Kilometer lang und bietet ca. 20 verschiedene Stationen bzw. Untergründe.

 

Der Rundkurs liegt rund 10 Kilometer von meiner Arbeitsstelle entfernt, sodass sich ein kurzer Ausflug immer lohnt. Zudem befindet er sich stadtnah und dennoch mitten in der Natur. Die hört auf den Namen „Aatal“. Dort, im „Naturerlebnis Aatal“, findet sich alles und noch viel mehr, was man bzw. meine Füße für eine kurze Auszeit benötigen.

 

Der Pfad führt um den Paddelteich herum, am Kletterpark und der Gastronomie „Aatalhaus“ vorbei. Für Kinder gibt es jede Menge zu erleben: Einen Spielplatz mit Wasser – und genau darum dreht sich so viel in Bad Wünnenberg. Die Stadt im Süden des Kreises Paderborn und des Teutoburger Waldes ist nicht nur für viele tolle Wanderwege bekannt, sondern darf sich als einziger Kurort in Ostwestfalen-Lippe mit dem Titel „Kneipp-Heilbad“ schmücken. Es wundert also nicht, dass das Aatal mit verschiedenen Wasserstellen gespickt ist.

 

Schuhe aus, los gehts!

 

Aber heute geben wir uns nicht nur mit Wasser zufrieden. Heute brauchen meine Füße das volle Programm. Ich parke in direkter Nähe des Aatals, nach wenigen Metern Fußmarsch bin ich direkt an der ersten Station angekommen. Malerisch liegt der Kurs mir sprichwörtlich zu Füßen, der Paddelteich zur linken, der Wald zur rechten Seite. Natur pur! Eine große, bronzefarbene Fuß-Stele zeigt mir: Hier geht es los! Die Sonne hat an den vergangenen, fast sommerlich warmen Tagen Luft und Boden bereits vorgewärmt, so dass ich auch noch am späten Nachmittag problemlos die Schuhe ins Gras werfen kann.

Paddelteich © Bad Wünnenberg Touristik GmbH
Paddelteich © Bad Wünnenberg Touristik GmbH

Zunächst führt es meine Füße und mich über das angewärmte Gras bis zur ersten von zahlreichen Stationen, die sich rund um den Paddelteich schlängeln. Ein großer „Sandkasten“. Holzbalken fassen eine rechteckige Fläche ein, die mit Sand gefüllt ist.  Der ist, da es nachts noch kalt ist, richtig frisch. Das überrascht mich, als ich voll motiviert zunächst meinen linken Fuß in die feinen Körner eintauchen lasse. Nach wenigen Sekunden wechselt das Gefühl und meine Atmung. Nach den schnellen kurzen Atemzügen, verursacht durch die plötzliche Kälte, werden diese ruhiger und länger. Ich beginne die Abkühlungen zu genießen. Das Gehen in dem Sand ist im Vergleich zur Grasdecke ungewohnt und etwas anstrengend. Denn: Ich sinke ein, so wie ich es vom Strand kenne.

 

Nach einigen Metern führt mich der Weg zunächst auf Gras und dann zur nächsten Station. Dieses Mal ist der Holzkasten gefüllt mit Kieselsteinen. Uiiii – das piekst und das Gehen wird auch nicht einfacher. Balance und Gleichgewicht sind gefragt. Die Unterseiten meiner Füße fangen an zu prickeln. Es folgen Steine, die sich in der Sonne schön aufgewärmt haben – ja, das tut jetzt richtig gut und versorgt meine Füße mit einer molligen Wärme, die das Prickeln der Kieselsteine etwas dämpft. Je mehr Stationen ich mich vorarbeite, desto mehr Reaktionen rufen sie in meinen Füßen hervor. Der Durchgang durch den Bach, der wunderbar in die Natur eingebettet ist, kühlt. Der Rindenmulch ist herrlich bequem und federt, sorgt also für Erholung. Die Tannenzapfen hingegen wollen von mir mit Bedacht und Aufmerksamkeit überschritten werden. Das habe ich direkt beim ersten Schritt gemerkt.

Naturerlebnis Aatal © Tourismus NRW e. V.
Naturerlebnis Aatal © Tourismus NRW e. V.

Matsch, ich komme!

 

Am Ende des Rundweges folgt für mich das Highlight: Eine Hängebrücke, die meine ganze Konzentration und vor allem mein Gleichgewicht fordert, führt mich über die Aa in Richtung eines Matschbeckens.

 

Das wird doch nicht zum Barfußpfad gehören? – war mein erster Gedanke. Oh doch, das tut es! Vorsichtig, mit einer Hand am Geländer, welches das Becken einfasst, lasse ich einen Fuß mit den Zehen zuerst in die dunkelbraune Masse eintauchen. Etwas unheimlich ist mir das Ganze zunächst schon. Denn: Anders als beim Bachdurchlauf oder den anderen Stationen sehe ich nicht, wohin ich trete. Ein wenig rutschig ist es zudem, aber je weiter ich in dem Becken voranschreite, desto mehr wandelt sich meine Skepsis in Genugtuung. Der Matsch kühlt meine Füße und Waden wunderbar. Und, seien wir ehrlich, so ein Matscherlebnis macht jede Menge Spaß und erinnert mich an Kindheitstage, an denen man sich ohne Rücksicht auf Verluste einsudeln durfte. Etwas schwerer als zuvor, da der Matsch an meinen Waden kleben bleibt, ziehe ich meine Füße aus dem Becken.

 

Und jetzt? Geht es ab durch den Bachlauf, den ich zuvor dank der Hängebrücke überqueren konnte, zurück auf die andere Seite in Richtung Paddelteich. Noch ist das Wasser kristallklar, aber nicht mehr lange. Ich nutze es, um meine Beine vom gröbsten Dreck zu befreien. Und dann? Dann habe ich es fast geschafft, leider! Der Rundweg ist beendet.

 

Ich hole meine Schuhe wieder ab, die ich am Anfang des Rundweges hatte liegen lassen. Und in die soll ich meine Füße jetzt wieder reinzwängen? Ohne mich! Stattdessen hole ich mir im „Aatalhaus“, der Gastronomie am Paddelteich, ein Eis, lege mich auf die große, hölzerne, fest montierte Liege und genieße die Abendsonne. Und meine Füße? Die danken mir meinen Ausflug.

Sie sind wunderbar durchblutet und fühlen sich viel frischer an. Übrigens genauso wie ich – konnte ich doch dank dieses Ausfluges nach Feierabend einmal komplett durchatmen.

 

Ein Kurzurlaub für meine Füße und mich!